50 Jahre Internationales Filmwochenende Würzburg

Hörspiele: Moritz Holfelder

BR-Radiojournalist Moritz Holfelder führt die Zeitreise fort in die nächsten Jahrzehnte und verwandelt dafür unsere Lichtspieltheater in Hörspieltheater: Mit seinem Feature KUROSAWA ’86 porträtiert er die späten Jahre des Neuen Deutschen Films und lässt exklusiv fürs Filmwochenende einen KINO KASSETTEN TRAUM Wirklichkeit werden. Kino zum Lauschen!

KINO KASSETTEN TRAUM

Hörveranstaltung | ca. 90 min | Interview-Ausschnitte in der jeweiligen Original-Sprache

„Hätten Sie Lust auf ein Treff en mit Herbert Achternbusch, Sigourney Weaver und Robert de Niro? Vielleicht stößt auch Ray Harryhausen dazu, der US-amerikanische Spezialeffekte-Pionier, der durch den Einsatz der Stop-Motion-Technik legendäre Monster und Kreaturen zum Leben erweckte. Der Radikalfilmer Werner Herzog wollte auf alle Fälle vorbeischauen, und Doris Dörrie als 31-Jährige zu Beginn ihrer großen Karriere. Angefragt sind auch der einst umjubelte Kleindarsteller und leidenschaftliche Schwadronierer Alfred Edel, der Finne Aki Kaurismäki, die US-amerikanische Komödienlegende Mel Brooks, Marjane Satrapi, Heike Makatsch und Wim Wenders. Alle zusammen mit Ihnen in einem Kino!

Wie das funktionieren soll? Ich habe die Kiste unter meinem Schreibtisch durchforscht. Dort sind ca. 200 Audiokassetten, die ich ab Mitte der 80er Jahre mit Interviews u.a. der oben genannten Personen gefüllt habe, in meiner Tätigkeit als Filmkritiker des Bayerischen Rundfunks. Jetzt präsentiere ich in Würzburg Ausschnitte aus ein paar Begegnungen. Manche der Interviews wurden nie gesendet, es handelt sich also um Weltpremieren.“

Moritz Holfelde

KUROSAWA ’86 – Ein Familientreffen des deutschen Films

Hörveranstaltung | Feature ca. 55 min | Anschließendes Publikumsgespräch

Am 18. März 1986, einem Dienstag, trafen in einem Münchner Restaurant der japanische Meisterregisseur Akira Kurosawa und 15 deutsche Filmemacher:innen aufeinander. Kurosawa war gekommen, um sein neues Werk „Ran“ in Deutschland zu vermarkten. Der Kinostart stand kurz bevor. Bernd Eichinger, der deutsche Verleiher, kam spontan auf die Idee, ein Galadiner mit dem berühmten Gast aus Japan zu veranstalten. Er ließ alle Regisseur:innen anrufen, die damals in München lebten bzw. sich dort gerade aufhielten. Es kamen Werner Herzog, Hans Jürgen Syberberg, Reinhard Hauff, Margarethe von Trotta, Volker Schlöndorff, Uli Edel, Bernhard Sinkel, Christel Buschmann, Josef Rödl, Catharina Zwerenz, Edgar Reitz, Hermann Weigel, Robert van Ackeren und Dieter Dorn.

Moritz Holfelder hat sie aufgesucht und für sein Hörfunk-Feature „Kurosawa 86“ zu ihren Erinnerungen an den Abend befragt. Außerdem hat er die Fotografin ausfindig gemacht, die das Gruppenfoto machte. Man sieht Akira Kurosawa mit dunkler Sonnenbrille sowie leicht verrutschter Krawatte wie einen Samurai in der Mitte der Gesellschaft stehen. Stoisch und mit beiden Händen an seinem Glas. Um den hoch gewachsenen Regisseur aus Japan gruppiert sich der Rest.

„Kurosawa 86“ berichtet aus sehr unterschiedlichen Perspektiven von diesem Abend. Jede Person erzählt ihre Version des Zusammentreffens. Entstanden ist so ein vielschichtiges Sittenbild aus der Schlussphase des Neuen Deutschen Films. Als Hörstück im Kino aufgeführt entwickelt es seine ganz eigene Magie.

[Personen auf dem Foto:
Von links nach rechts (hintere Reihe): Werner Herzog, Catharina Zwerenz, Robert van Ackeren, Akira Kurosawa, Serge Silberman (Produzent), Bernhard Sinkel, Margarethe von Trotta, Edgar Reitz, Uli Edel, Eberhard Hauff; vorne: Hans Jürgen Syberberg, Dieter Dorn, Volker Schlöndorff, Bernd Eichinger.]