50 Jahre Internationales Filmwochenende Würzburg

Jetzt oder morgen
Running on Empty

Regie: Lisa Weber
Österreich
Dokumentarfilm | dOmeU (Deutsch) | 2020 | 90 min | im Wettbewerb

Vorstellung im Kino

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222 - Fr, 18:00, im Kino 2 online Kontingent verbraucht




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Inhalt

Claudia ist mit 14 schwanger geworden. Gemeinsam mit ihrem Sohn Daniel, ihrer Mutter Gabi und ihrem Bruder Gerhard lebt sie in einer Gemeindebauwohnung in Wien Simmering. Gabi und Gerhard haben ebenfalls keinen Job, alle beziehen Sozial- und Notstandshilfe. Dass ihr Leben großteils zuhause auf engstem Raum stattfindet, führt manchmal zu Streit, stärkt aber auch den Familienzusammenhalt. Man sieht gemeinsam fern, man dreht Zigaretten, man raucht Zigaretten. Man macht sich gegenseitig die Haare, man döst, man schläft, man feiert Geburtstag. Und manchmal fährt Gerhard stundenlang am Simulator Lkw. „So viel Zeit und kein Leben“, sagt er dann und grinst verschmitzt. Und spielt weiter. Alles, um das Leben da draußen draußen zu halten. „Jetzt oder morgen“ ist ein Film übers Leben und übers Warten darauf. Über Luftschlösser, Lethargie und Langeweile.

 

Storyline

19-year-old Claudia lives with her 4-year-old son, her brother and her mother in a public housing complex in Vienna. With no employment or prospects for the future, their days pass uneventfully. Director Lisa Weber accompanied the young woman and her family for more than three years. Eschewing the tired clichés of reality TV, the resulting portrait traces what happens when, by all appearances, nothing is happening. Along the way, Weber reveals individuals capable of evoking empathy, laughter and shock in the viewer – people for whom life is full of ifs, ands and buts – permitting the audience to share in their experience for the duration of the film.

 

Über den Film

Der Film zeigt, wie sich das Dasein in der Sozialbausiedlung für die vier anfühlt. Aufwachen, im Bett oder auf dem Sofa, rauchen. Zähne putzen in der Küche, da ist die Arbeitsplatte noch voll mit benutztem Geschirr. Anziehen, Jogginghose, rauchen. Den Kleinen in die Kita bringen, dann schnell zurück ins Warme. Zocken, YouTube gucken, rauchen. Mit den anderen quatschen, jammern und auch lachen, über Fitnessstudios, Jobcenter, den Sommer. Aus dem Fenster schauen, auf leere Wege im Hof, oder ins Zimmer, wo die Katze behutsam auf der Lehne balanciert. Nochmal rauchen, später spielen, wenn der Kleine aus der Kita zurück ist. Es gibt nicht immer Worte, aber, das verblüfft, es gibt auch kaum Streit. Es ist nicht nur langweilig, es ist auch behaglich. Lisa Weber ist nah dran an der Familie, und damit eine von wenigen, die sich für sie interessiert. Der Film gibt keine konkrete Antwort, stellt dafür noch mehr Fragen. Wie soll man denn eine Arbeit finden, die man selbst sinnvoll findet, wenn die beim Jobcenter immer sagt, es sei bloß was an der Kasse zu haben? Wenn man immer das Gefühl hat, dass draußen niemand wartet? Dann kann man auch drinnen bleiben.
Nike Laurenz auf spiegel.online

Selbst im Gefühlskitsch von Mariah Careys und Whitney Houstons When You Believe, bei dem Claudia inbrünstig mitsingt, klingt noch Hoffnung durch, dass es auch anders gehen könnte.
Dominik Kamalzadeh in DerStandard

 

 

RegieLisa Weber
DrehbuchRoland Stöttinger, Lisa Weber
KameraCarolina Steinbrecher
SchnittRoland Stöttinger
TonTheda Schifferdecker
MusikLenja Gathmann
ProduzentRudi Takacs, Ulrich Seidl
DarstellerErzählung: Roland Stöttinger & Lisa Weber